Die Bühne wurde ihrer Bestimmung gerecht, ein großer Guckkasten in eine magische Welt zu sein. Bunt und schrill wirbelten junge Artisten über die Bühne der Troisdorfer Stadthalle. Inszeniert wurde das Programm „Grammophobia“ der Absolventen der Staatlichen Artistenschule Berlin. „Die Artisten sollen Erfahrungen an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Bedingungen sammeln“, erklärte Tourneeleiter Maik M. Paulsen. Den, so verriet er, die Artisten nur „Mutti“ nennen.

Die Bühnenbedingungen in der Troisdorfer Stadthalle waren perfekt. Das ist nicht immer so. Schließlich müssen die Artisten auch die Möglichkeit haben, beispielsweise eine fünf Meter hohe „Chinesische Stange“ aufzustellen oder ein Trapez sicher anzubringen. „Mit der neuen Halle“, so Veranstalter Alexander Kroßner, „ist das jetzt möglich.“ Früher habe man den einen oder anderen Punkt aus dem Programm nehmen müssen, weil er auf der Bühne einfach nicht machbar gewesen sei. Jetzt sahen die Troisdorfer eine große Show nach der Inszenierung des Schweizers Philipp Boe, der ein magisches Grammophon in den Mittelpunkt einer Kammer stellte, in der ein fantastischer Zauber herrschte. Kaum erklangen die ersten Klänge, lösten sich verstaubte Figuren aus dem Mobiliar.

Die Artisten wirbelten in einem zirzensischen Spektakel durch die magische Welt. Mario Kunzi und Joschka Schneider zeigten eine kraftvolle Akrobatik, in dem der Stand in den Händen des Partners und über seinem Kopf, die normale Haltung war. Und das sich auch ein Sofa durchaus für den einen oder anderen Handstand eignet und nicht nur seiner Bestimmung als Sitzgelegenheit dient, zeigte Anissa Elakel. Was sich so alles in die Luft wirbeln lässt, außer Bällen und Keulen, war für Donial Kalex eine Aufgabe, die er mit Leichtigkeit löste.

Da konnten die Zuschauer schon einmal die Übersicht verlieren. Der junge Artist Sebastian Stamm probierte sich als Breakdancer. Nun, das können viele Jugendliche, aber nicht in der Vertikalen an einer chinesischen Stange. Toan Le, Ferenc Heinrich und Milu Chuh hoben ebenfalls die Schwerkraft als „3 Funky Monkeys“ an dem artistischen Sportgerät auf und wurden dem Namen ihres Trios gerecht.

Jonglierkünste auf dem Schlappseil präsentierte Nico Leist, der immerhin 1,90 Meter groß ist und der Untergrund alles andere als fest.

Engelsgleich schwebte Mia Matterklott an ihren Schlaufen über der Troisdorfer Bühne. Ihre Leichtigkeit ließ dabei schnell vergessen, dass man dafür auch viel Muskelkraft braucht.

Der Artist Moritz Haase arbeitet schon Mal als Model und wenn er gerade nicht posiert schwingt er am Trapez. Die Präzision der Darbietungen zeigte deutlich, dass die Artistenschule in Berlin in einer langen Tradition steht, denn früher wurden dort die Artisten für den Staatszirkus im Osten ausgebildet.

 

Text und Foto: Helmut Mülfarth, Rhein-Sieg-Anzeiger